Die Bhagavad-Gita

Zeitlose Weisheit, die alle Fragen beantwortet und unser Leben mit Freude erfüllt

Die Bhagavad-gita ist wohl das berühmteste und bekannteste Werk der vedischen Literatur. Bhagavad-gita bedeutet wörtlich übersetzt „der Gesang Gottes“. Es ist ein Zwiegespräch zwischen Krishna, der Höchsten Persönlichkeit Gottes, und Seinem Geweihten Arjuna, das auf einem Schlachtfeld stattfindet. Damals, vor 5000 Jahren, war die ganze Welt von dämonischen Kriegern übervölkert, die für die Erde eine unerträgliche Last darstellten. Deshalb erschien Krishna, die Höchste Person, persönlich, um diese Last zu verringern. Arjuna wurde auf dem Schlachtfeld von Verwirrung übermannt und sah nur Unglück voraus. In seiner Not wandte er sich an Krishna, der die Rolle seines Wagenlenkers übernommen hatte, und bat Ihn, seine Zweifel aufzulösen. Im darauffolgenden Gespräch erklärte Krishna in bündigen Worten die fünf wichtigsten Themen des Lebens:  (1) Das Wesen Gottes;  (2) Die Natur der Lebewesen; (3) Die materielle Welt und (4) das Wesen der Zeit. Als fünften Punkt unterwies Krishna Arjuna über die verschiedenen Arten von Handlungen und deren Folgen. Am Ende des Gespräches findet Arjuna seine Fassung wieder und folgt voller Freude Krishnas Anweisungen.

 

Die Bhagavad-gita: Wissen von der Quelle allen Seins

Die Bhagavad -gita stellt die Essenz allen vedischen Wissens dar. Jeder Mensch auf dieser Erde findet sich in einer ähnlichen Situation wie Arjuna wieder, die vor allem durch Verwirrung geprägt wird. Wir versuchen, unser Glück zu machen, unsere Wünsche und Hoffnungen zu erfüllen. Wir kämpfen dabei mit zahlreichen widrigen Umständen, und manchmal fragen wir uns, ob sich das Ganze überhaupt lohnt. Aus Unwissenheit verliert sich er Mensch in einem Gewirr aus kurzfristigem und oberflächlichem Glück, Täuschung, Orientierungslosigkeit und Verwirrung. Am Ende dieses Kampfes wartet der Tod, um uns alles zu nehmen, was wir uns so schwer erarbeitet haben.

Auf der Grundlage dieser ernüchternden Erkenntnis suchen viele Menschen  Zuflucht bei Betäubung und Vergessen durch oberflächliche Unterhaltung, Sex, Drogen und so fort. Andere aber spüren, dass das nicht alles sein kann. In ihnen bricht die Frage nach dem Sinn des Lebens durch, die sich in einem Wort zusammenfassen lässt: Warum? Warum leide ich, obwohl ich doch nur einfach glücklich sein will? Warum bin da? Warum gibt es mich? Und daran knüpfen sich so viele weitere Fragen: Was ist der Sinn des Lebens? Woher komme ich und wohin gehe ich? Wer bin ich? Wozu mühe ich mich so ab, wenn letztlich alles vergänglich ist?  Diese Menschen ahnen, dass das Leben mehr ist als ein sinnloser Kampf ums Überleben.

Das Wissen der Bhagavad-gita wird insbesondere diesen Menschen offenbart, um alle ihre Verwirrung und Unklarheit aufzulösen. Sie wurde nicht nur für Krishnas Freund Arjuna gesprochen, sondern für alle Menschen zu allen Zeiten. Deshalb hat Srila Vyasadeva, die literarische Inkarnation Gottes, dieses Gespräch niedergeschrieben, damit auch der moderne Mensch seinen ewigen Nutzen daraus ziehen kann. So wie in der Vergangenheit unzählige Menschen bei diesem Buch Trost, Zuflucht und neue Inspiration gefunden haben, so wird auch in dieser modernen Zeit jeder, der sich jetzt diesem ewigen Wissen öffnet, vollkommenen Frieden und grenzenloses Glück finden.

 

Die fünf Themen der Bhagavad-gita

In der Bhagavad-gita werden vor allem fünf Themen behandelt:

  1. Die Höchste Persönlichkeit Gottes
  2. Die Lebewesen
  3. Die materielle Natur
  4. Die Zeit
  5. Handlungen

In der Einleitung zur Bhagavad-gita wie sie ist schreibt Srila Prabhupada: „In der Bhagavad-gita sind fünf grundlegende Wahrheiten enthalten. Als erstes wird die Wissenschaft von Gott erläutert und daraufhin die wesenseigene Position der Lebewesen (jivas ). Es gibt isvara  (den Kontrollierenden) und die jivas (die Lebewesen), die  kontrolliert werden. Wenn ein Lebewesen behauptet, es werde nicht kontrolliert, sondern sei frei, muss es als wahnsinnig angesehen werden. Das Lebewesen wird in jeder Hinsicht kontrolliert, zumindest in seinem bedingten Leben. Die Bhagavad-gita  handelt also hauptsächlich von isvara, dem höchsten Kontrollierenden, und von den jivas,  den kontrollierten Lebewesen. Prakriti (die materielle Natur), kala (die Zeit, das heißt die Dauer der Existenz des gesamten Universums bzw. der Manifestation der materiellen Natur) und karma  (Aktivität) werden ebenfalls erörtert. Die gesamte kosmische Manifestation wird von den verschiedensten Aktivitäten erfüllt, denn alle Lebewesen sind aktiv. Von der Bhagavad-gitä müssen wir lernen, was Gott ist, was die Lebewesen sind, was die materielle Natur ist, wie sie durch die Zeit kontrolliert wird, und wie die Aktivitäten der Lebewesen beschaffen sind.“

 

Aus der Illusion zurück in die Wirklichkeit Krishna

Die Höchste Person ist der Ursprung aller Wirklichkeit. Alles geht von Ihm aus. Als Seine Energie ist alles mit Ihm eins, aber gleichzeitig ist Er als Energieursprung von Seiner Energie verschieden. So sind auch die unzähligen Lebewesen als Seine höhere, bewusste Energie eins mit ihm, aber gleichzeitig als eigene Persönlichkeiten ebenso von Ihm verschieden.

Gott, Krishna, ist der Kontrollierende und die Lebewesen werden von Ihm kontrolliert. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Lebewesen nicht ihren eigenen freien Willen besäßen, denn als Teilchen der freien Höchsten Persönlichkeit Gottes besitzen auch sie Freiheit. Der Unterschied besteht darin, dass Krishna Seine Freiheit niemals aufgibt, weshalb Er acyuta, unfehlbar, benannt wird. Wir Lebewesen können uns entweder Seiner Freiheit anschließen, um ebenso frei wie Er zu sein, oder aber wir können uns für eine künstlichen Wirklichkeit entscheiden, in der wir Gott imitieren können.

Wenn sich das Lebewesen für eine falsche Freiheit entscheidet, trifft es in Wirklichkeit eine Entscheidung für die Illusion. In seiner vermeintlichen Freiheit wird das Lebewesen unter der Aufsicht Krishnas von der materiellen Kultur kontrolliert, hält sich aber selbst für den unabhängig Handelnden. Das wird Maya oder Täuschung genannt. Die ganze Bhagavad-gita wurde gesprochen, um dem Lebewesen die Möglichkeit zu geben, aus dieser eingebildeten illusorischen Freiheit wieder in die tatsächliche Freiheit zurückzukehren. Dieser Vorgang wird Bhakti-yoga genannt. Auf diesem Pfad des hingebungsvollen Dienstes lernt man, Krishna in Liebe und Hingabe zu dienen und erkennt so immer klarer, wie sehr man selbst von Gott, Krishna, bedingungslos geliebt wird.

Die materielle Natur hat die Aufgabe, dem Lebewesen, das sich gegen den Willen Gottes entscheidet, einen Aufenthaltsort zur Verfügung zu stellen, wo es versuchen kann, sich seine eigensinnigen Wünsche zu erfüllen. Wenn es im Laufe der Zeit erkennt, dass alle seine egoistischen Wünsche nur Leid verursachen, gibt Ihm Krishna durch die vedischen Schriften die Möglichkeit, Seine falsche und sinnlose Entscheidung zu korrigieren, um in die spirituelle Welt zurückzukehren und dort in ewiger Freiheit und Liebe Krishna und allen Geweihten Krisnas zu dienen.

Unter dem Einfluss der ewigen Zeit wird die materielle Welt erschaffen, eine Zeit lang erhalten und wieder vernichtet. Dieser Vorgang findet auf eine zyklische Weise ewig statt. Unter dem Einfluss der Zeit genießt oder erleidet das Lebewesen die Folgen seiner Handlungen in der materiellen Welt. Obwohl diese Handlungen eigentlich von der materiellen Natur ausgeführt werden, ist das Lebewesen dennoch selbst  für sie verantwortlich. Es hat ja mit seiner Entscheidung, gegen den Wunsch Krishnas unter dem Einfluss des falschen Egos zu handeln, unwissend seine Einwilligung dazu gegeben, sich von der materiellen Natur beherrschen zu lassen.

Gott, die Lebewesen, die materielle Natur und die Zeit sind ewig. Die materiellen Handlungen des Lebewesens in der materiellen Welt aber sind zeitweilig. Das Lebewesen muss für die in Wirklichkeit von der materiellen Natur ausgeführten Handlungen Verantwortung übernehmen, weil es durch seine materiellen Wünsche die materielle Natur veranlasst, diese Handlungen auszuführen, obwohl das Lebewesen, die spirituelle Seele, nur der Beobachter dieser Handlungen ist.

Karma bedeutet sowohl Tätigkeit als auch die Folgen dieser Tätigkeit. Führt das Lebewesen gute Tätigkeiten aus, erntet es Glück in Form einer guten Geburt, Reichtum, Wissen, Ansehen und Macht. Handelt es aber zu egoistisch, wird es in negative Folgen verstrickt und leidet darunter. Sobald sich aber der jiva, das Lebewesen, dafür entscheidet, seine ursprüngliche Position als freier, liebevoller Diener Gottes wieder anzunehmen, wird es von der Identifikation mit dem materiellen Körper und den von ihm unter dem Diktat der materiellen Natur ausgeführten Handlungen und deren Folgen befreit. Die Folgen seiner vorangegangen Handlungen verlieren ihre Macht über ihn und er wird befähigt, in die spirituelle Welt zurückzukehren. Darin liegt die Vollkommenheit des Lebens.